Gedenken an die KZ-Außenstelle

In Gedenken an Magda Hollander-Lafon

Magda Hollander-Lafon, Über­le­bende der KZ-Außenstelle Wall­dorf, ist am Sonn­tag, den 26. Novem­ber 2023,

“von uns gegan­gen ist, so wie sie es sich gewünscht hatte: schmerz­frei, fried­lich, mit Musik von J. S. Bach und umge­ben von ihren Kin­dern und deren Ehepartnern.”

So schrieb ihre Enke­lin Bar­bara Dupré.

Magda Hollander-Lafon starb im Alter von 96 Jah­ren; als Todes­ur­sa­che wer­den Blut­hoch­druck, Atem­not und schließ­lich ein Herz­in­farkt genannt.

Magda lebte seit vie­len Jahr­zehn­ten in der Bre­ta­gne, in Ren­nes, war Auto­rin ver­schie­de­ner Bücher und eine außer­ge­wöhn­lich ein­drucks­volle Zeit­zeu­gin für zahl­rei­che Schul­klas­sen und Erwachsenengruppen.

Mehr­fach war sie in Mörfelden-Walldorf zu Gast; ebenso tra­fen wir sie mit Jugend­grup­pen bei Semi­na­ren in Paris sowie in der Part­ner­stadt Vitrol­les. Das Gespräch mit der Jugend lag ihr beson­ders am Her­zen. Uns Deut­schen begeg­nete sie ohne einen Anflug von Hass oder Groll. So for­mu­lierte sie im Wall­dor­fer Rat­haus bei der Grün­dung der Margit-Horváth-Stiftung am 11. Juli 2004: 

“Heute fühle ich mich nicht als Opfer, son­dern als Zeu­gin der Shoah. Fühlte ich mich als Opfer der Shoah, wäre mein Anrecht aufs Leben wich­ti­ger als mein Leben. …

 Die Gefahr läge darin, die kom­mende Gene­ra­tion in einem aus­schließ­lich schmerz­haf­ten Gedan­ken gefan­gen zu halten.”

Magda (geb. 15. Juni 1927) stammt aus dem ost­un­ga­ri­schen Dorf Zahony; sie wurde in eine säku­lare jüdi­sche Fami­lie gebo­ren und erin­nert sich vage daran, dass ihr Vater in einer Orga­ni­sa­tion des jüdi­schen Arbei­ter­bun­des tätig war.

Im Früh­jahr 1944 musste sie — nach dem Ein­marsch der deut­schen Wehr­macht — mit ihren Eltern in das Ghetto im nahe­ge­le­ge­nen Nyireg­házá; dort ver­starb ihr Vater. Zusam­men mit der Mut­ter und ihrer klei­nen Schwes­ter Irén wurde sie im Mai nach Auschwitz-Birkenau depor­tiert. Von bei­den wurde sie bereits auf der Ankunfts­rampe getrennt; Mut­ter und Schwes­ter wur­den direkt in die Gas­kam­mer geschickt und ermordet.

So war Magda als knapp 17-jähriges jun­ges Mäd­chen ohne eine Ange­hö­rige im Lager; sie musste dort z.T. die Asche von Ermor­de­ten in einem See versenken.

Im August 1944 wurde sie zusam­men mit 1.699 ande­ren Mäd­chen und jun­gen Frauen dem Trans­port nach Wall­dorf zuge­teilt. Sie erzählte von der schwe­ren Arbeit hier beim Bau der Roll­bah­nen und erin­nerte sich aber auch noch leb­haft daran, dass sie in der Lager­kü­che unter größ­tem Risiko mehr­fach Brot stahl und dies mit ein­zel­nen guten Freun­din­nen teilte. …

Im April 1945 wurde sie in Bisch­of­fe­rode befreit, ging zunächst nach Bel­gien, trat zur katho­li­schen Kir­che über und hei­ra­tete in den 1950er Jah­ren nach Frank­reich. Magda hat vier Kin­der, zahl­rei­che Enkel*innen und Urenkel.

Der christlich-jüdische Dia­log war ihr ein Her­zens­an­lie­gen; ebenso die Frie­dens­ar­beit für die sie in Ren­nes die “Asso­cia­tion pour la paix” grün­dete. Sie war Katho­li­kin und fühlte sich als Jüdin.

Durch die Recher­che ihrer Toch­ter Anne Anfang der 2000er Jahre und eine Recher­che, die wir 1999 in Nyireg­házá durch­ge­führt hat­ten, lern­ten wir Magda ken­nen und luden sie zur Grün­dung der Margit-Horváth-Stiftung im Juli 2004 ein. Seit­her gibt es kon­ti­nu­ier­lich einen regen und engen per­sön­li­chen Kon­takt und Aus­tausch zwi­schen uns.

Die Nach­richt von ihrem Tod hat uns nach den vie­len Jah­ren der Freund­schaft und der Zusam­men­ar­beit tief erschüt­tert, auch wenn wir schon lange um ihre Krank­hei­ten wussten. 

Wir sind glück­lich, dass sie so ruhig und inner­lich gelöst ent­schla­fen konnte. Für uns uns aber geht eine Ära zu Ende. Wir haben viel von ihr gelernt: Der Blick, der stets nach vorne gerich­tet sein muss, die Arbeit an sich selbst, die Trans­for­ma­tion des Lei­des in eigene posi­tive Lebensenergie.

In tie­fer Trauer um einen ganz außer­ge­wöhn­li­chen Menschen.

—————–

Eine Aus­wahl der bekann­tes­ten Bücher von Magda Hollander-Lafon:

Demain aux creux de nos mains”, 2021

Vier Stück­chen Brot”, 2013 -  franz. Ori­gi­nal­ver­sion 2012

Sou­fle sur la braise”, 1993

Les che­mins du temps”, 1977

Ausstellung anl. des 80. Jahrestages der Wannsee Konferenz: Der Plan der NS-Führung 11 Millionen europäische Jüdinnen und Juden zu ermorden.

Die Aus­stel­lung zeigt an zwei Bei­spie­len, was die Ziel­set­zung der Wann­see Kon­fe­renz kon­kret bedeu­tete: a) am Bei­spiel der jun­gen unga­ri­schen Jüdin­nen, die in der KZ-Außenstelle Wall­dorf inhaf­tiert waren und b) am Bei­spiel der aus Mör­fel­den stam­men­den Fami­lie Oppenheimer-van Bin­gen. Sie wur­den von den Nie­deran­den in das KZ Sobi­bor depor­tiert. Die Toch­ter Trude durfte damals ihre Puppe nicht mit­neh­men. Sie ist nun ein Zen­trum der Ausstellung.

Wir dan­ken Mari­anne Buis­mann, Dick Poort­man, dem Museum Rijs­sen, dem Stadt­ar­chiv Och­trup und der Stadt Mörfelden-Walldorf für ihre große Unterstützung.

Wir dan­ken dem Rotary Club Rüsselsheim/Groß-Gerau für seine groß­zü­gige Spende.

Am 27. Januar wurde die Aus­stel­lung, die eine unge­wöhn­lich ein­drucks­volle Reso­nanz fand, been­det. An die­sem Tag sprach vor­mit­tags um 10 Uhr Eva Sze­pesi, die als 12 jäh­ri­ges Mäd­chen vor 77 Jah­ren in Ausch­witz befreit wurde.

Um 15 Uhr führ­ten wir ein online Gespräch mit fünf jüdi­schen und nicht-jüdi­schen Student*innen durch zur Frage, was die­ser Gedenk­tag für sie als Ange­hö­rige der drit­ten Gene­ra­tion bedeu­tet und wie das Wis­sen um den Holo­caust heute ihr Ver­hal­ten prägt. Die­ses Webi­nar fand in Koope­ra­tion mit der Jüdi­schen Gemeinde Frank­furt und der Gesell­schaft für christlich-jüdische Zusam­men­ar­beit Frank­furt e.V. statt.

18 Uhr fand die Lesung des letz­ten Abschnit­tes aus dem Buch “Die Zer­tren­nung” von Sal­men Gra­dow­ski statt. Gra­dow­ski war pol­ni­scher Jude, im KZ Auschnwitz Bir­kenau inhaf­tiert und dort im sog. Son­der­kom­mando ein­ge­setzt. Er war dort Teil einer Wider­stands­gruppe. Wäh­rend eines Auf­stan­des wurde er erschossen.

Presse

Einen Bei­trag im HR Hör­funk fin­den Sie hier:

Im Blick/rheinmaintv zeigte am 27. Januar 2022 einen Bericht über die Aus­stel­lung und Lesung. Er beginnt unge­fähr ab der fünf­ten Sendeminute.

Die Hessenschau/HR berich­tete über die Lesung von Eva Sze­pesi am 27. Januar 2022 im Hor­váth Zentrum.

Klara Strompf, Mit­glied unse­res Kura­to­ri­ums, erstellte mit eige­nen Fotos ein per­sön­li­ches Video zur Ausstellung.

Blick auf den Asche­hü­gel von Sobi­bor, links die 12 jäh­rige Trude, die dort mit ihrem Bru­der und der Mut­ter ver­gast und ver­brannt wurde. Drei Indi­vi­duen von ca. 250.000 Men­schen, die dort das glei­che erlitten.

Die Aus­stel­lung soll nun auch in Rijssen/Niederlande gezeigt wer­den, in dem Museum, das uns “Tru­des Puppe” als Leih­gabe zur Ver­fü­gung stellte. Geplant ist dafür der­zeit Anfang Mai im Rah­men der dor­ti­gen Befreiungsfeierlichkeiten.

Wir trauern um Gábor Goldman

Gabor Gold­man spricht bei der Grün­dung der Margit-Horváth-Stiftung über die Bedeu­tung, die die Auf­ar­bei­tung der Geschichte der KZ-Außenstelle Wall­dorf für seine Mut­ter hatte.
Rat­haus Wall­dorf, 11. Juli 2004

 

Der Initia­tor unse­rer Stif­tung, Gábor Gold­man, Sohn von Mar­git Hor­váth, ver­starb für uns alle völ­lig über­ra­schend in der Nacht vom 26. auf den 27. März; beige­setzt wurde er auf dem Jüdi­schen Fried­hof in Frank­furt, direkt neben dem Grab sei­ner unend­lich gelieb­ten Mutter.

Gábor Gold­man war es, der durch seine Idee, das sog. „Ent­schä­di­gungs­geld“ sei­ner Mut­ter dem Museum der Stadt Mörfelden-Walldorf zu spen­den, den Impuls zur Grün­dung unse­rer Stif­tung gab. Er war es, der wert dar­auf legte, dass die Arbeit mit Jugend­li­chen, die seine Mut­ter so beein­druckt hatte, wei­ter­ge­führt wird. Und er war es auch, der uns auf­for­derte, nicht „nur“ jüdi­sche The­men zu bear­bei­ten, son­dern gene­rell Fra­gen der Dis­kri­mi­nie­rung von Minderheiten.

Gábor Gold­man wurde 1949 in Cluj (Rumä­nien) gebo­ren. Sein Vater, Ausch­witz­über­le­ben­der wie auch seine Mut­ter, ver­starb früh an den Fol­gen der KZ-Haft. Die Mut­ter, die nun alleine den Lebens­un­ter­halt der Fami­lie ver­die­nen musste, führte ein klei­nes Tabak­wa­ren­ge­schäft mit Lot­to­an­nah­me­stelle. Schon als Kind half Gabor ihr dort und jobbte dann als Jugend­li­cher, um ein wenig mehr dazu zu ver­die­nen, in ver­schie­de­nen Hotels sei­ner Hei­mat­stadt. Statt das Abitur abzu­le­gen (was er sein Leben lang bedau­erte), stieg der kom­mu­ni­ka­tive und sprach­be­gabte junge Mann bald ganz­tags in die Bran­che ein, emi­grierte spä­ter nach Israel, holte die Mut­ter bald­mög­lichst nach und ging dann gemein­sam mit ihr nach Frank­furt, um hier die Lei­tung eines grö­ße­ren Hotels zu über­neh­men. Die Hotel­bran­che prägte sein gan­zes Leben bis er sich vor weni­gen Mona­ten in einer klei­ne­ren Woh­nung im Frank­fur­ter Wes­tend zur Ruhe setzte. Ver­schie­dene chro­ni­sche Krank­hei­ten mach­ten nun eine Betreu­ung not­wen­dig. Er hatte das große Glück, dass dies von Yusuf und sei­ner Fami­lie mit Herz, mit viel Humor und gro­ßer Zuver­läs­sig­keit über­nom­men wurde. Dafür war er unend­lich dank­bar und genoss die gemein­same Zeit.

Wir trau­ern um Gábor Gold­man und füh­len uns ihm tief ver­bun­den Wir wer­den ihn und seine Mut­ter stets ehrend in beson­de­rer Erin­ne­rung behalten.

7. Nov. 2017: Neuer Gedenkstein für sechs in der KZ Außenstelle Walldorf getötete junge Frauen

Die sechs jungen Frauen stehen symbolisch für die in der KZ Außenstelle Getöteten. Sie sind in dem Alter, in dem diese damals auch waren.
Die sechs jun­gen Frauen ste­hen sym­bo­lisch für die in der KZ Außen­stelle Getö­te­ten. Sie sind in dem Alter, in dem diese damals auch waren.

Wir geden­ken sechs jun­ger Frauen, unga­ri­sche Jüdin­nen, die im Herbst 1944 in der KZ Außen­stelle Wall­dorf getö­tet wur­den. Ihre Lei­chen brachte man damals in das Kre­ma­to­rium der Stadt Offen­bach; die Urnen wur­den zunächst auf dem­Jü­di­schen Fried­hof bestat­tet, seit März 1960 sind sie umge­bet­tet zum Neuen Fried­hof und lie­gen nun am Rande eines Grä­ber­fel­des für Zwangs­ar­bei­te­rin­nen und Zwangs­ar­bei­ter. Die Stadt Offen­bach und die dor­tige Fried­hofs­ver­wal­tung unter der Lei­tung von Frau Gabriele Schrei­ber war allen unse­ren Über­le­gun­gen gegen­über sehr, sehr offen und inter­es­siert daran, Genaue­res über die Todes­um­stände zu hören.

Die Gedenkplatte, die Marc klüber, Praktikant der Horváth-Stiftung, von Hand fertigte. Unser Dank gilt zudem Hubert Wombacher, der dies Projekt fachlich begleitete.
Die Gedenk­platte, die Marc Klüber, Prak­ti­kant der Horváth-Stiftung, von Hand fer­tigte. Unser Dank gilt zudem Hubert Wom­ba­cher, der dies Pro­jekt fach­lich begleitete.

Der Text der neuen zusätz­li­chen Grab­platte lautet:

Die Grab­steine die­ser sechs Frauen erin­nern an die Ermor­dung von sechs Mil­lio­nen Juden. Auch diese sechs unga­ri­schen Jüdin­nen woll­ten – wie wir alle – als Bür­ge­rin­nen ein fried­li­ches Leben führen.

Doch sie wur­den mit ihren Fami­lien aus den Eltern­häu­sern ver­trie­ben, nach Auschwitz-Birkenau depor­tiert und im Herbst 1944 als Häft­linge der KZ Außen­stelle in Mörfelden-Walldorf ermordet.

Wir geden­ken ihrer von Herzen.

Ihr Tod ist uns Mah­nung heute wach­sam zu sein und uns zu enga­gie­ren gegen jede Form von Rassismus.

„Die Würde des Men­schen ist unantastbar.“

English trans­la­tion

 

Begra­ben lie­gen hier die 17-jährige Ilona Ausch und Piri Klein­mann sowie die etwa 40-jährigen Janka Samuel, Helén Davi­do­vics, Jolán Frei­feld und Elza Böhm.

Am Tage der Ein­wei­hung die­ser Tafel hatte die Fried­hofs­lei­tung auf allen 89 Grab­stei­nen der ehe­ma­li­gen Zwangsarbeiter*innen Ker­zen entzündet.

Wir dan­ken der Stadt Offen­bach, allen Mit­wir­ken­den an die­ser Ver­an­stal­tung und ins­be­son­dere Marc Klüber und Hubert Wom­ba­cher für die ein­drucks­volle und wür­dige neue Gedenkplatte.

 

Presse

25. September 2016: Feierliche Einweihung des neuen Historischen Lernortes

Namen und Fotos
Die Archi­tek­tur des neuen Gebäu­des erin­nert an die Arbeit, die die jun­gen Men­schen im Laufe der letz­ten Jahre leis­te­ten. Sie haben den Wald­bo­den, der die Spu­ren der Geschichte ver­de­cken sollte, wie­der ange­ho­ben. Das schräge Dach wird wie ein Wald­bo­den bepflanzt werden.

Die Eröff­nung des neuen Gebäu­des fand an einem wun­der­schö­nen Herbst­tag statt. Ca. 500 Men­schen waren gekom­men, um an der fei­er­li­chen Zere­mo­nie teil­zu­neh­men. Ange­hö­rige der Über­le­ben­den des Wall­dor­fer Lagers waren aus Israel, den USA und aus Deutsch­land gekom­men; ebenso zahl­rei­che junge Men­schen, die die Kel­ler­räume der ehe­ma­li­gen KZ Außen­stelle mit aus­ge­gra­ben hat­ten. Heu­tige Ober­stu­fen­schü­le­rin­nen und –schü­ler hat­ten sich inten­siv auf die­sen Tag vor­be­rei­tet. Es kamen Ver­tre­ter unse­rer Haupt­spon­so­ren, es kamen Holo­caust­über­le­bende der Rhein-Main-Region und es kamen viel Ein­woh­ner von Mörfelden-Walldorf, von Frank­furt und vie­ler umlie­gen­der Städte und Gemein­den. Das große Inter­esse war über­wäl­ti­gend. Die Margit-Horváth-Stiftung dankt Allen, die zum Gelin­gen die­ses Wer­kes beige­tra­gen haben.

Zur Einstimmung spielt die Gruppe "Klezmers Techter."
Zur Ein­stim­mung spielt die Gruppe “Klez­mers Techter.”

Freigelegte Kellerräume, in denen die KZ Häftlinge 1944 geprügelt wurden.
Frei­ge­legte Kel­ler­räume, in denen die KZ Häft­linge 1944 geprü­gelt wurden.

Das Gebäude ist ein neuer his­to­ri­scher Lern­ort für die Region. Die frei­ge­leg­ten Kel­ler­räume, die nun ein­ge­haust sind, sind ein Ort der Mah­nung und des Gedenkens.

Die Zwi­schen­de­cke, die teil­weise dar­über ein­ge­zo­gen wurde, bie­tet Raum für die zukünf­tige Arbeit mit jun­gen Men­schen. Das über­ge­ord­nete Thema die­ser Semi­nare wird stets lau­ten: “Wie kann es pas­sie­ren, dass eine Mehr­heits­ge­sell­schaft eine Min­der­heit dis­kri­mi­niert, aus­grenzt und ver­folgt?” Neben der Geschichte des Natio­nal­so­zia­lis­mus sol­len stets auch Bei­spiele aus der Gegen­wart the­ma­ti­siert und ana­ly­siert wer­den. Und dabei stellt sich letzt­lich immer wie­der die Frage nach unse­rer gesell­schaft­li­chen Ver­ant­wor­tung heute.

Schüler der Ricarda-Huch-Schule Dreieich stellen Szenen zur Geschichte der KZ Außenstelle Walldorf.
Schü­ler der Ricarda-Huch-Schule Drei­eich stel­len Sze­nen zur Geschichte der KZ Außen­stelle Walldorf.

Staatsminister Axel Wintermeyer spricht als Repräsentant der Flughafenstiftung und des Landes Hessen im Dialog mit Kevin Peters, Enkel einer Überlebenden des Walldorfer Lagers. Kevin beteiligte sich 2009 drei Wochen an den Ausgabungsarbeiten der Kellerräume.
Staats­mi­nis­ter Axel Win­ter­meyer spricht als Reprä­sen­tant der Flug­ha­fen­stif­tung und des Lan­des Hes­sen im Dia­log mit Kevin Peters, Enkel einer Über­le­ben­den des Wall­dor­fer Lagers. Kevin betei­ligte sich 2009 drei Wochen an den Aus­ga­bungs­ar­bei­ten der Kellerräume.

Mike Josef, Baudezernent und Repräsentant der Stadt Frankfurt, und Martina Janssen, 2005 eine der Teamerinnen des ersten International work and study camps der MH-Stiftung.
Mike Josef, Bau­de­zer­nent und Reprä­sen­tant der Stadt Frank­furt, und Mar­tina Jans­sen, 2005 eine der Tea­me­rin­nen des ers­ten Inter­na­tio­nal work and study camps der MH-Stiftung.

Michael Müller, Vorstandsmitglied der Fraport AG, im Gespräch mit Tal Segev, Enkelin einer Überlebenden des Walldorfer Lagers. Tal nahm 2005 am dreiwöchigen Internationa work and study camp teil (cw).
Michael Mül­ler, Vor­stands­mit­glied der Fra­port AG, im Gespräch mit Tal Segev, Enke­lin einer Über­le­ben­den des Wall­dor­fer Lagers. Tal nahm 2005 am drei­wö­chi­gen Inter­na­tiona work and study camp teil (cw).

Heinz-Peter Becker, Bürgermeister der Stadt Mörfelden-Walldorf, im Gespräch mit Ulrike Holler, Moderatorin stellverretende Kuratoriumsvositzende der MH-Stiftung.
Heinz-Peter Becker, Bür­ger­meis­ter der Stadt Mörfelden-Walldorf, im Gespräch mit Ulrike Hol­ler, Mode­ra­to­rin stell­ver­re­tende Kura­to­ri­ums­vo­sitzende der MH-Stiftung.

Dominik, der 2009 an einem international work and study camp teilnahm, im Gespräch mit einigen Einwohnern aus Mörfelden-Walldorf, die das Bauprojekt besonders gefördert und unterstützt haben. Sie stehen stellvertretend für die breite Unterstützung der Bevölkerung.
Domi­nik, der 2009 an einem inter­na­tio­nal work and study camp teil­nahm, im Gespräch mit eini­gen Ein­woh­nern aus Mörfelden-Walldorf, die das Bau­pro­jekt beson­ders geför­dert und unter­stützt haben. Sie ste­hen stell­ver­tre­tend für die breite Unter­stüt­zung der Bevölkerung.

bssss
Mar­git Hor­váth (geb. Rácz) ist die Namens­ge­be­rin unse­rer Stif­tung. Sie steht stell­ver­tre­tend für die 1.700  ungarisch-jüdischen Mäd­chen und jun­gen Frauen, die 1944 in die­sem Lager inhaf­tiert waren. Indem sie dem städ­ti­schen Museum ihr Ent­schä­di­gungs­geld für die erlit­tene KZ Haft anbot, gab sie bzw. ihr Sohn den Impuls zur Grün­dung der Stiftung.

Dargestellt wird das Prügeln im Keller
Die Ober­stu­fen­schü­le­rin­nen zei­gen eine Szene, über die viele der Über­le­ben­den des Wall­dor­fer Lagers spra­chen. Immer wie­der wur­den sie im Kel­ler geprü­gelt — z.T. vom Lager­füh­rer, z.T. ord­nete er an, dass eine Inhaf­tierte die andere schla­gen musste.

Caludia Battistella im Gespräch mit Gavriel Dotan.
Clau­dia Bat­ti­stella nahm zwei­mal an den inter­na­tio­na­len work and study camps und damit an den Aus­gra­bungs­ar­bei­ten der Kel­ler­räume teil. Hier ist sie im Gespräch mit Gavriel Dotan. Seine Groß­mut­ter hatte der Lager­füh­rer zwin­gen wol­len, andere zu prü­geln. Auch Gavri­els Mut­ter, Vera Dotan, war als klei­nes 13-jähriges Mäd­chen im Wall­dor­fer Lager inhaftiert.

Bill Lowy, Sohn der Überlebenden Szidi Rosenberg, im Gespräch mit Karen Lockeyer, Teilnehmerin des dreiwöchigen internationalen Camps 2009.
Bill Lowy, Sohn der Über­le­ben­den Szidi Rosen­berg, im Gespräch mit Karen Lockeyer, Teil­neh­me­rin des drei­wö­chi­gen inter­na­tio­na­len Camps 2009.

Mira Segev, Tochter der Überlebenden Goldi Mermelstein, im Gespräch mit dem Walldorfer Martin Kessel, mehrfach Teilnehmer von Bürgerausgrabungen im Keller der KZ Außenstelle.
Mira Segev, Toch­ter der Über­le­ben­den Goldi Mer­mel­stein, im Gespräch mit dem Wall­dor­fer Mar­tin Kes­sel, mehr­fach Teil­neh­mer von Bür­ger­aus­gra­bun­gen im Kel­ler der KZ Außenstelle.

Heinrich Wagner, der Architekt des neuen Gebäudes. Wir danken ihm von ganzem Herzen für die wunderbare Zusammenarbeit voller Menschlichkeit und Inspiration.
Hein­rich Wag­ner, der Archi­tekt des neuen Gebäu­des. Wir dan­ken ihm von gan­zem Her­zen für die wun­der­bare Zusam­men­ar­beit vol­ler Mensch­lich­keit und Inspiration.

gedenkstaette_ce_123_nef_2980_2016
Die Frank­fur­ter Rab­bi­ne­rin Elsa Kla­pheck spricht das Toten­ge­bet. Zwi­schen 40 und 50 unga­ri­sche Jüdin­nen star­ben wäh­rend ihrer KZ-Haft in Walldorf.

Die gesamte Zer­mo­nie zur Ein­wei­hung des­neuen Gebäu­des wurde von Marina Pempe, einer frü­he­ren Pro­jekt­teil­neh­me­rin, gefilmt und auf youtube hochgeladen.

Oberstufenschüler der International Strothoff School, des Lichtenberg Gymaniums DA, der Ricarda-Huch-Schule Dreieich, der Bertha-von-Suttner-Schule Mö-Wa und der Lichtenberg-Schule O.-Ramstadt boten allen Besuchern der Veranstaltung Steine an, auf die sie jeweils den Namen und das geburtsdatum einer der ehemaligen Inhaftierten schreiben konnten.
Ober­stu­fen­schü­ler der Inter­na­tio­nal Strot­hoff School, des Lich­ten­berg Gyma­ni­ums DA, der Ricarda-Huch-Schule Drei­eich, der Bertha-von-Suttner-Schule Mö-Wa und der Lichtenberg-Schule O.-Ramstadt boten allen Besu­chern der Ver­an­stal­tung Steine an, auf die sie jeweils den Namen und das geburts­da­tum einer der ehe­ma­li­gen Inhaf­tier­ten schrei­ben konnten.

Die freigelegten Kellerräume sind nun eingehaust und damit auf Dauer geschützt.
Die frei­ge­leg­ten Kel­ler­räume sind nun ein­ge­haust und damit auf Dauer geschützt.

Impres­sio­nen von Klára Strompf von der Ein­wei­hung und den letz­ten Vor­be­rei­tun­gen in den bei­den Tagen zuvor sehen Sie hier.

Viele Gäste hatten eine Blume mitgebracht und legten sie im Keller zusammen mit dem selbst beschrfteten Stein nieder. Diesen Stein beschriftete Tal Segev, die Enkelin von Zahava ("Goldi) Mermelstein, die als 15-jähriges Mädchen im Walldorfer Lager inhaftiert war. Tal hat 2005 - im Rahmen des damaligen International work and study camps - diesen Herdring selbst ausgegraben.
Viele Gäste hat­ten eine Blume mit­ge­bracht und leg­ten sie im Kel­ler zusam­men mit dem selbst beschrf­te­ten Stein nie­der. Tal Segev beschrif­tete die­sen Stein für ihre Groß­mut­ter, die als 15-jähriges Mäd­chen in dem Wall­dor­fer Lager inhaf­tiert war. Tal und ihre Schwes­ter Liat haben drei Wochen an den Aus­gra­bungs­ar­bei­ten der Kel­ler­räume teil­ge­nom­men; dabei fand sie u.a. die­sen Herdring.

Erster Spatenstich für das neue Gebäude und 70 Jahre KZ-Außenstelle

Ein Netz mit vielen Rosen lag zunächst über der Ausgrabungsstelle des Kellers der ehemaligen Küchenbaracke. In diesen räumen waren viele der 1.700 jungen ungarischen Jüdinnen 1944 grauenvoll geprügelt worden. SchülerInnen und StudentInnen haben diesen Keller im Laufe der letzten zehn Jahre nach und nach freigelegt.
Ein Netz mit wun­der­schö­nen Rosen lag zunächst über der Aus­gra­bungs­stelle des Kel­lers der ehe­ma­li­gen Küchen­ba­ra­cke. In die­sen Räu­men waren viele der 1.700 jun­gen unga­ri­schen Jüdin­nen 1944 grau­en­voll geprü­gelt wor­den. Schü­le­rIn­nen und Stu­den­tIn­nen leg­ten die­sen Kel­ler in den letz­ten zehn Jah­ren im Rah­men grö­ße­rer Pro­jekte unse­rer Stif­tung nach und nach frei.

 

Ende Novem­ber 1944, vor genau 70 Jah­ren, wurde die KZ-Außenstelle Wall­dorf auf­ge­löst und die damals dort inhaf­tier­ten 1.700 ungarisch-jüdischen Mäd­chen und Frauen ins KZ Ravens­brück depor­tiert. Grau­en­vol­les hat­ten die jun­gen Frauen hier erfah­ren müs­sen; ca. 40–50 von ihnen über­leb­ten das Wall­dor­fer Lager nicht.

Aus die­sem Anlass führte die Margit-Horváth-Stiftung am 23. Novem­ber 2014 eine wür­dige Gedenk­ver­an­stal­tung durch. Gleich­zei­tig voll­zo­gen wir gemein­sam den ers­ten sym­bo­li­schen Spa­ten­stich für ein Gebäude, das nun im ehe­ma­li­gen Lager­ge­lände errich­tet wer­den soll. Geplant ist es als Schutz für die durch Schü­ler und Stu­den­ten frei­ge­leg­ten Kel­ler­räume, in denen die inhaf­tier­ten Frauen 1944 fürch­ter­lich geschla­gen wor­den waren; zum ande­ren soll dort ein neuer Stu­di­en­ort für junge Men­schen geschaf­fen wer­den, an dem, aus­ge­hend von der NS-Zeit auch wei­ter­ge­hende, his­to­ri­sche und aktu­elle Fra­gen der Ver­let­zung von Men­schen­rech­ten the­ma­ti­siert wer­den sollen.

Die Enke­lin einer ehe­ma­li­gen Inhaf­tier­ten des Wall­dor­fer Lagers sprach Worte der dank­ba­ren und lie­be­vol­len Erin­ne­rung an ihre Oma, die hier im Lager so Grau­en­vol­les hatte erle­ben müssen.
Die Enke­lin einer ehe­ma­li­gen Inhaf­tier­ten des Wall­dor­fer Lagers sprach Worte der dank­ba­ren und lie­be­vol­len Erin­ne­rung an ihre Oma, die hier im Lager so Grau­en­vol­les hatte erle­ben müssen.

 

Zahl­rei­che jün­gere und ältere Men­schen hat­ten für die­sen Tag eigene Texte vor­be­rei­tet. Ihr Thema war die Erin­ne­rung an das, was im Lager 1944 geschah, was unser Wis­sen um die Geschichte die­ses Lagers für uns heute bedeu­tet bis hin zu ver­schie­de­nen Aspek­ten der Dis­kri­mi­nie­rung von Min­der­hei­ten heute. Eine 17-jährige Schü­le­rin führte mit ihrer Kla­ri­nette durch die Veranstaltung.

 

Sieben junge Menschen, die alle in besonderer Weise mit der Geschichte der KZ Außenstelle verbunden sind, führten gemeinsam den ersten Spatenstich durch.
Sie­ben junge Men­schen, die alle in beson­de­rer Weise mit der Geschichte der KZ Außen­stelle ver­bun­den sind, führ­ten gemein­sam den ers­ten Spa­ten­stich durch.

 

Vor zehn Jah­ren, im Juli 2004, wurde die Margit-Horváth-Stiftung gegrün­det. Viele Lesun­gen, Semi­nare und zahl­rei­che Aus­gra­bungs­pro­jekte wur­den seit­her mit jun­gen Men­schen durch­ge­führt — z.T. am Sitz der Stif­tung in Mörfelden-Walldorf, z.T. im Aus­land (Paris, New York, Buda­pest, Krakau/Auschwitz). Mit den jun­gen enga­gier­ten Men­schen zusam­men­zu­ar­bei­ten war und ist uns stets eine Freude. Nach zehn Jah­ren Stif­tungs­tä­tig­keit nun bereits den ers­ten Spa­ten­stich für ein eige­nes Gebäude durch­zu­füh­ren, emp­fin­den wir als etwas ganz Besonderes.

Wir dan­ken allen unse­ren För­de­rern — sei es, dass sie uns per­so­nell oder finan­zi­ell unter­stütz­ten. Ganz herz­li­chen Dank!

Dass so viele Men­schen an die­sem Tage — wir schät­zen ca. 400 — zu unse­rer gemein­sa­men Ver­an­stal­tung kamen, war uns eine große Freude und zugleich ein Zei­chen der posi­ti­ven Bestä­ti­gung unse­rer Arbeit.

Diese außer­ge­wöhn­li­che Ver­an­stal­tung wird im Fol­gen­den dokumentiert.

(wei­ter­le­sen…)

Die Einhausung des KZ Küchenkeller Walldorf Das schräg ansteigende Dach soll wieder wie ein Waldboden angelegt werden. Die gläsernen Außenwände lassen weiterhin den Blick frei auf das originale Mauerwerk. Dies wird durch die Einhausung vor weiterer Verwitterung geschützt.
Die Ein­hau­sung des KZ Küchen­kel­lers Wall­dorf
Das schräg anstei­gende Dach soll wie­der wie ein Wald­bo­den ange­legt wer­den. Die glä­ser­nen Außen­wände las­sen wei­ter­hin den Blick frei auf das ori­gi­nale Mau­er­werk. Dies wird durch die Ein­hau­sung vor wei­te­rer Ver­wit­te­rung geschützt.

Die archi­tek­to­ni­sche Grund­idee für die­ses Gebäude ist der wie­der geöff­nete Wald­bo­den. Das schräg anstei­gende Dach sym­bo­li­siert den Wald­bo­den, der einst die Geschichte, die dort geschah, ver­de­cken sollte und nun von jun­gen Men­schen aus vie­len ver­schi­ede­nen Natio­nen wie­der geho­ben wurde. An den glä­ser­nen Außen­flä­chen wer­den Fotos und Zitate ehe­ma­li­ger inhaf­tier­ter Häft­linge gezeigt und ebenso von jun­gen Men­schen, die sich in den letz­ten Jah­ren hier engagierten.

 

Internationaler Holocaust-Gedenktag

Klara Strompf liest aus der Auto­bio­gra­phie von The­rese Mül­ler “Als unga­ri­sche Jüdin im Holo­caust“ Museum Mör­fel­den, 26. Januar 2014
Klara Strompf liest aus der Auto­bio­gra­phie von The­rese Mül­ler “Als unga­ri­sche Jüdin im Holo­caust“
Museum Mör­fel­den, 26. Januar 2014

Die Margit-Horváth-Stiftung erin­nert mit einer Lesung aus der soeben erschie­ne­nen Auto­bio­gra­phie von The­rese Mül­ler an die Zwangs­ar­bei­te­rin­nen im KZ — Außen­la­ger Walldorf:

„Als junge unga­ri­sche Jüdin im Holo­caust — von Jász­be­rény nach Ausch­witz, Wall­dorf, Ravens­brück, Maut­hau­sen, Gunskirchen.“

The­rese Mül­ler war 1944 in der KZ Außen­stelle Wall­dorf inhaftiert.

Der Bericht zur Veranstaltung:

Das ging unter die Haut – wor­über und wie Klara Strompf vor rund 100 Besu­chern im über­füll­ten Museum las. Eine knappe Stunde wurde das Grauen der Nazi-Barbarei noch ein­mal leben­dig, und zwar anhand kon­kre­ter Lebens­er­in­ne­run­gen einer ein­zel­nen Frau und nicht nur durch große anonyme Sta­tis­ti­ken: Alles war unmit­tel­bar nach­voll­zieh­bar, vor allem auch, weil es  sich nicht fernab im Irgendwo, son­dern in der eige­nen Nach­bar­schaft abge­spielt hatte. Das löste nicht zuletzt durch die Kon­kret­heit der Schil­de­run­gen große Betrof­fen­heit bei vie­len Zuhö­rern aus.

(wei­ter­le­sen…)

10 Jahre Historischer Lehrpfad

10Jahre Lehrpfad Plakat

Sonn­tag, 21. Novem­ber 2010 15.00 Uhr

Familie-Jürges-Weg, 64546 Mörfelden-Walldorf

Am Gedenk­stein, His­to­ri­scher Lehr­pfad Walldorf