Vorgeschichte
Gábor Goldman trägt mit seinem Schreiben vom 9. August 2003 der Stadt Mörfelden-Walldorf das Entschädigungsgeld für die KZ-Haft seiner Mutter, Frau Margit Horváth, an.
Dies ist einer deutschen Verwaltung gegenüber außergewöhnlich.
Bürgermeister Bernhard Brehl, Erster Stadtrat Heinz-Peter Becker und Museumsleiterin Cornelia Rühlig stimmen darin überein, dass dieses Geld nicht auf einem der städtischen Konten verbucht werden kann.
In persönlichen Gesprächen mit Gábor Goldman wird deutlich, dass die Idee, diese Entschädigungszahlungen zum Grundstock eines Stiftungsvermögens umzuwandeln, bei ihm auf große Sympathie stößt. Er sieht sich selber damit „endlich“ nicht mehr „nur“ in der Rolle des Sohnes einer Holocaust-Überlebenden, sondern nun zugleich als Initiator einer gegenwarts– und zukunftsgewandten Stiftungsidee.
Unser Vorschlag, die Stiftung unter den Namen der Mutter zu stellen, berührt ihn tief. Das Andenken an die Toten zu wahren, hat in der jüdischen Religion eine besondere Bedeutung. Herr Goldman stimmt dem Vorschlag zu — unter dem Vorbehalt, den Namen der Mutter „nur“ stellvertretend für die 1.700 ungarischen Jüdinnen der KZ Außenstelle Walldorf verstehen zu wollen.
Das Entschädigungsgeld von Margit Horváth ist der vornehmste Teil des Grundstockvermögens dieser Stiftung. Das Grundstockvermögen der Stiftung soll durch weitere „Zustiftungen“ aufgestockt werden.
Mehrmalige Gespräche mit Herrn Goldman machen deutlich, dass es weder im Sinne seiner Mutter noch in seinem eigenen ist, sich im Rahmen dieser Stiftung ausschließlich mit jüdischen Themen befassen zu wollen. Immer wieder betont er, dass es stets das Erziehungsziel seiner Mutter war, allgemeine menschliche Grundwerte, insbesondere Toleranz, Respekt und interkulturelle Akzeptanz zu vermitteln. Nur indem diese Grundwerte in der NS-Zeit verletzt wurden, waren Verfolgung und Ermordung von sechs Millionen Juden und Jüdinnen möglich. Daher gilt es, mit dieser Stiftung der Pflege und Förderung der menschlichen Grundwerte und Grundrechte insbesondere unter der Jugend Förderung und Unterstützung zukommen zu lassen. Der Stiftungszweck ist daher bewusst nicht explizit auf eine jüdische Thematik bzw. Bevölkerungskreis festgelegt. Dieser Grundgedanke ist der Satzung als Präambel vorangestellt.