Aus der Geschichte lernen für Gegenwart und Zukunft
„… Gedenken ist ein Weg der Innerlichkeit, der sich in drei Stufen vollzieht:
aufarbeiten, offenbaren, läutern.…
Ich hatte das Gefühl,
dass mein Gedenken noch lange danach von den Nazi-Henkern beherrscht wurde und
dass es erst dadurch befreit werden konnte, dass ich an mir selbst arbeitete,
die Wunden wahrnahm und nachvollzog,
die ich am eigenen Leib verspürt hatte…
Vermittlung
bedeutet für mich ein Aufruf zum Leben,
d.h. die Aufforderung an jeden, in sich folgendes zu erkennen:
seine Gleichgültigkeit
seine Wunden
seine Demütigung
seine Tendenz zur Gewalt
seinen Hass
seine Schuld, um in sich seine Lebenskraft wiederzufinden.
Erst durch die Wahrnehmung dieser Tatsachen in uns
und nicht durch ihre Verleugnung wird es uns gelingen,
den Frieden zu finden und den Frieden zu stiften.
Dazu ruft uns die Margit-Horváth-Stiftung auf…“
formulierte Magda Hollander-Lafon, Überlebende der KZ-Außenstelle Walldorf, anlässlich der Gründung der Margit-Horváth-Stiftung im Juli 2004.
Es ist das zentrale Anliegen der Stiftung, Lehren aus der Geschichte zu ziehen sowie junge Menschen anzuregen und zu ermutigen, ihre Verantwortung und ihr Handeln in Gegenwart und Zukunft zu reflektieren. Wir wollen es nicht bei der Geschichtsaufarbeitung belassen, sondern das zivilgesellschaftliche Engagement junger Menschen stärken.
Dies geschieht stets vor dem Hintergrund der deutschen NS-Geschichte, mit besonderem Augenmerk auf die Geschehnisse in der KZ-Außenstelle Walldorf 1944.
Sitz der Stiftung ist Mörfelden-Walldorf, 15 km südlich von Frankfurt am Main.
Die Margit-Horváth-Stiftung führt eine Reihe von Jugendprojekten durch, in denen es stets sowohl um das Verstehen historischer Prozesse als auch die Stärkung des sozialen Verantwortungsbewusstseins geht. In diesen Projekten treffen in der Regel junge Menschen aus verschiedenen Ländern aufeinander.
Ein Beispiel ist 2011 ein tri-nationales work-and-study Camp, das sich sowohl mit der jüdischen Shoah als auch mit der Ermordung der Sinti und Roma während des Holocaust auseinandersetzte. An dem Camp nahmen junge Menschen aus Israel, Rumänien und Deutschland teil.
Oana, eine rumänische Roma-Teilnehmerin formulierte am Ende des Camps:
„Der Holocaust war das dominierende Thema unseres Projektes.
Darüber zu reden, ist nicht einfach.
Die Gespräche regten uns dazu an, über uns selbst nachzudenken, unsere gewohnten Denkmuster zu verlassen und von der Perspektive der anderen zu lernen.
Uns wurde im Laufe der Zeit klar, dass es weder einfach ist, zu vergeben, noch Verantwortung zu übernehmen.“
Martin, deutscher Student, ergänzte: „Es ist wichtig, auf die Opfer zu schauen.
Aber es ist auch wichtig zu fragen, warum sind die Deutschen nicht gegen das Unrecht aufgestanden?
Was können wir tun, um dazu fähig zu sein?“