Ende November 1944, vor genau 70 Jahren, wurde die KZ-Außenstelle Walldorf aufgelöst und die damals dort inhaftierten 1.700 ungarisch-jüdischen Mädchen und Frauen ins KZ Ravensbrück deportiert. Grauenvolles hatten die jungen Frauen hier erfahren müssen; ca. 40–50 von ihnen überlebten das Walldorfer Lager nicht.
Aus diesem Anlass führte die Margit-Horváth-Stiftung am 23. November 2014 eine würdige Gedenkveranstaltung durch. Gleichzeitig vollzogen wir gemeinsam den ersten symbolischen Spatenstich für ein Gebäude, das nun im ehemaligen Lagergelände errichtet werden soll. Geplant ist es als Schutz für die durch Schüler und Studenten freigelegten Kellerräume, in denen die inhaftierten Frauen 1944 fürchterlich geschlagen worden waren; zum anderen soll dort ein neuer Studienort für junge Menschen geschaffen werden, an dem, ausgehend von der NS-Zeit auch weitergehende, historische und aktuelle Fragen der Verletzung von Menschenrechten thematisiert werden sollen.
Zahlreiche jüngere und ältere Menschen hatten für diesen Tag eigene Texte vorbereitet. Ihr Thema war die Erinnerung an das, was im Lager 1944 geschah, was unser Wissen um die Geschichte dieses Lagers für uns heute bedeutet bis hin zu verschiedenen Aspekten der Diskriminierung von Minderheiten heute. Eine 17-jährige Schülerin führte mit ihrer Klarinette durch die Veranstaltung.
Vor zehn Jahren, im Juli 2004, wurde die Margit-Horváth-Stiftung gegründet. Viele Lesungen, Seminare und zahlreiche Ausgrabungsprojekte wurden seither mit jungen Menschen durchgeführt — z.T. am Sitz der Stiftung in Mörfelden-Walldorf, z.T. im Ausland (Paris, New York, Budapest, Krakau/Auschwitz). Mit den jungen engagierten Menschen zusammenzuarbeiten war und ist uns stets eine Freude. Nach zehn Jahren Stiftungstätigkeit nun bereits den ersten Spatenstich für ein eigenes Gebäude durchzuführen, empfinden wir als etwas ganz Besonderes.
Wir danken allen unseren Förderern — sei es, dass sie uns personell oder finanziell unterstützten. Ganz herzlichen Dank!
Dass so viele Menschen an diesem Tage — wir schätzen ca. 400 — zu unserer gemeinsamen Veranstaltung kamen, war uns eine große Freude und zugleich ein Zeichen der positiven Bestätigung unserer Arbeit.
Diese außergewöhnliche Veranstaltung wird im Folgenden dokumentiert.
Die architektonische Grundidee für dieses Gebäude ist der wieder geöffnete Waldboden. Das schräg ansteigende Dach symbolisiert den Waldboden, der einst die Geschichte, die dort geschah, verdecken sollte und nun von jungen Menschen aus vielen verschiedenen Nationen wieder gehoben wurde. An den gläsernen Außenflächen werden Fotos und Zitate ehemaliger inhaftierter Häftlinge gezeigt und ebenso von jungen Menschen, die sich in den letzten Jahren hier engagierten.