Der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir besucht das Horváth-Zentrum

Tarek Al-Wazir (Mitte) wird vom Kura­to­ri­ums­vor­sit­zen­den H.-P. Becker begrüßt. Links im Bild: Ger­hard Hech­ler, der die Dach­be­grü­nung aus­führte. Schräg hin­ter Herrn Al-Wazir: Rein­hold Buch, der uns bei der Pro­jek­tum­set­zung maß­geb­lich beriet.
Die Vor­stands­vor­sit­zende Cor­ne­lia Rüh­lig erklärt Aspekte der Geschichte des Lagers und der Archi­tek­tur des Horváth-Zentrums.
Lisa Lorenz, (rechts) ist per­sön­li­che Refe­ren­tin des Staatsministers.

 

Tarek Al-Wazir, hes­si­scher Minis­ter für Wirt­schaft, Ener­gie, Ver­kehr und Lan­des­ent­wick­lung, hatte uns 2017 bei der Finan­zie­rung der Dach­be­grü­nung finan­zi­ell unter­stützt und damals zugleich die Schirm­herr­schaft für einen zusätz­li­chen Spon­so­ren­lauf über­nom­men. Nur so war es mög­lich, dass die Grund­idee der Archi­tek­tur des Horváth-Zentrums, der “auf­ge­klappte Wald­bo­den” rea­li­siert wer­den konnte.

Damals luden wir ihn ein, sich von dem Gebäude und der Arbeit der Stif­tung selbst vor Ort einen eige­nen Ein­druck zu ver­schaf­fen. Am 11. Juli 2018 kam er im Rah­men sei­ner “Som­mer­tour” zu uns und nahm sich viel Zeit für zahl­rei­che Bei­träge von uns, aber auch für Ein­zel­ge­sprä­che, die er hin­ter­her mit vie­len der Anwe­sen­den führte.

 

Al-Wazir begrüßt die Anwe­sen­den und beschreibt dabei, welch große Bedeu­tung in sei­ner Bio­gra­phie die Begeg­nung mit Zeit­zeu­gen des Holo­caust hat. Da es aber lei­der immer weni­ger mög­lich sei, selbst Holo­caust­über­le­ben­den zu begeg­nen, nehme nun die Bedeu­tung des ein­zel­nen authen­ti­schen his­to­ri­schen Ortes sehr zu.
Katja Schü­ler (rechts) spricht aus unse­rem Kreis als erste. Ihre Groß­mut­ter war hier inhaf­tiert. Von ihr habe ich gelernt: “Frage nicht danach, wel­che Reli­gion oder Natio­na­li­tät jemand hat. Es zählt nur der Mensch.” Anschlie­ßend über­gibt an Eva Sze­pesi (Mitte), die als 12-jähriges Mäd­chen in Ausch­witz befreit wurde.

 

Klara Strompf schloss an die Rede­bei­träge von Katja Schü­ler und Eva Sze­pesi an. Sie stellte 1996 den Kon­takt zu Mar­git Hor­váth her, die Über­le­bende des Wall­dor­fer Lagers, die schließ­lich 2004 Namens­ge­be­rin unse­rer Stif­tung wurde. Klara Strompf arbei­tet seit­her uner­müd­lich mit bei der Recher­che nach Über­le­ben­den des Wall­dor­fer Lagers. Als sie das erste Mal hörte, dass sie hier in Wall­dorf eine Woh­nung direkt neben einer ehe­ma­li­gen KZ-Außenstelle gemie­tet hatte, wollte sie spon­tan: nur weg von hier! Nun — so for­mu­lierte sie — komme sie öfters hier­her, um inner­lich Ruhe zu fin­den. Zwei auf­wüh­lende Jahr­zehnte des Enga­ge­ments lie­gen hin­ter ihr, doch das Gebäude ist nun Zei­chen dafür, dass wir etwas Neues schaf­fen konn­ten — gerade auch für die Jugend. Ihre Ein­drü­cke von die­sem Tag drückt sie noch am glei­chen Abend in einem wun­der­schö­nen kur­zen Video­film aus.

Tim Fug­mann sprach über ver­schie­dene For­men des Anti­se­mi­tis­mus, die er an sei­ner Frank­fur­ter Schule erlebte. Dar­auf­hin initi­ierte er gemein­sam mit der SV der Abitu­ri­ent einen Pro­jekt­tag gegen Anti­se­mi­tis­mus für die gesamte Schule. Eva Sze­pesi kam als Zeit­zeu­gin an die Schule, andere Kurse besuch­ten an die­sem Tag das Horváth-Zentrum u.v.a.m.
Marc Klüber fer­tigte im Rah­men sei­nes Prak­ti­kums bei der Stif­tung einen Gedenk­stein an für sechs im Wall­dor­fer Lager ermor­dete junge Frauen. Er sprach dar­über, was es für ihn bedeu­tete, Buch­stabe für Buch­stabe die­ses Tex­tes in Stein zu hauen. Der Abitu­ri­ent ist zugleich gelern­ter Steinmetz.
Die Abitu­ri­en­tin Lea Anthes befragt als Co-Moderatorin ver­schie­dene junge Leute, die an Pro­jetk­ten der Stif­tung teil­nah­men bzw. der Stif­tung nahe ste­hen. Lea nahm 2017 an unse­rem inter­na­tio­na­len Jugend­work­shop in Sobi­bór teil.

 

Elena Gunici spricht als junge Roma. Noch vor weni­gen Jah­ren war sie obdach­los, schlief in Hof­ein­fahr­ten und bet­telete am Frank­fur­ter Haupt­bahn­hof. Durch ein Pro­jekt der Stif­tung bekam sie einen fes­ten Arbeits­ver­trag und eine Wohnung.
Tarek Al-Wazir über­reicht zum Schluss im Namen aller Anwe­sen­den Eva Sze­pesi einen Blu­men­strauß. Er dankt ihr für Ihr Kom­men und auch dafür, dass sie es auf sich nimmt, immer wie­der in Schul­klas­sen zu gehen und mit jugen Men­schen über ihre Erleb­nisse wäh­rend des Holo­caust zu sprechen.

Pres­se­be­richt­er­stat­tung:

Alex­an­der Koch schreibt am 13. Juli 2018 in der Neuen Presse: “Tarek Al-Wazir: Wir dür­fen nicht aufgeben.”

Sebas­tian Schwap­pa­cher schreibt im Freitags-Anzeiger.