„Wir müssen ihnen das Prinzip Hoffnung zurückgeben.“
Wer aus Krieg und Zerstörung flieht, hat viele Gräueltaten erlebt, den Verlust von Menschen und Heimat. Ohne Hilfe bei der Bewältigung dieser Traumata sind die Verletzungen noch in der zweiten und dritten Generation zu spüren. Auch deswegen hat das Land Hessen ein bundesweit einmaliges Pilotprojekt zur Betreuung von Frauen und Kindern im „Michaelisdorf“ bei Darmstadt gestartet.„Wir müssen ihnen das Prinzip Hoffnung zurückgeben“, sagt Prof. Dr. Marianne Leuzinger-Bohleber, die Leiterin des Projektes.
Mit Hilfe von professionellen und ehrenamtlichen Mitstreitern wird eine Alltagsstruktur, ähnlich einer dörflichen Gemeinschaft, aufgebaut, um die Flüchtlinge aus ihrer Isolation und Einsamkeit herauszuholen, um Vertrauen aufzubauen, um die Gefühle von Verzweiflung, Ohnmacht und Hilflosigkeit abzubauen. Es gibt einen geschützten Raum speziell für Frauen ohne männliche Begleitung, es gibt tägliche Angebote von Sprachkursen bis zum Tanz. Wer sie nutzt, soll aber auch etwas zurückgeben. Zwei Stunden Eigeninitiative im Tausch für ein Angebot. „Das steigert das Selbstwertgefühl, der Mensch ist nicht mehr passiv und kein Bittsteller“, so Leuzinger-Bohleber. Nicht nur die Flüchtlinge profitieren vom mittlerweile beendeten Projekt, auch die Wissenschaft tut es, denn man gewinnt neue Erkenntnisse über Strategien zur Traumabewältigung. Die positiven Ergebnisse der Betreuung sind Anreiz für andere Bundesländer und Städte, ähnlich intensive Angebote zu entwickeln. In einer Langzeitkontrolle wird untersucht, wie die Flüchtlinge an ihren neuen Aufenthaltsorten von Psychologen und Psychotherapeuten aufgefangen werden und ob durch die Therapie die Integration einfacher wird.
Das Podiumsgespräch mit Prof. Dr. Marianne Leuzinger-Bohleber wird moderiert von Ulrike Holler.
Veranstaltungsort: Museum Mörfelden, Langgasse 45, 64546 Mörfelden-Walldorf
Eintritt frei.