Zeitzeugenbericht: Franz Rosenbach
Franz Rosenbach wurde 1927 geboren. Da er Sinto war, wurde er in der NS-Zeit vom Schulbesuch ausgeschlossen. Zunächst besuchten ihn seine Freunde weiterhin zu Hause und erklärten ihm nun am Nachmittag, was sie in der Schule gelernt hatten. Nach der Verhaftung des Ziehvaters Anfang 1943 zog Cäcilia Rosenbach mit ihrem Sohn nach Groß-Siegharts. Der damals 16-jährige Franz Rosenbach arbeitete dort bei der Bahn; nach einem halben Jahr im Gleisbau wurde ihm zunächst sogar eine Lehre in Aussicht gestellt.
Doch Mitte Dezember 1942 hatte der Reichsführer der SS Heinrich Himmler den sog. “Auschwitz-Erlass” verfügt; dieser bedeutete die Deportation aller “Zigeuner” nach Auschwitz-Birkenau. Franz Rosenbach wurde nun an seinem Arbeitsplatz festgenommen und zum Polizeigefängnis gebracht. In der Zelle saßen dort bereits seine Mutter sowie Onkel und Tante mit den sechs Kindern. Nach wenigen Tagen wurden sie in das Gefängnis nach Wien überstellt. Ende Januar 1944 wurde die gesamte Familie nach Auschwitz-Birkenau deportiert.
Während der Aufnahmeprozedur im Lager schlug ihm ein SS-Mann mit dem Gewehrkolben auf den Kopf, als der 16-Jährige den abgeschnittenen Haarzopf seiner Mutter aufheben wollte. Im April 1944 wurden Transporte mit noch arbeitsfähigen Häftlingen des “Zigeunerlagers” zusammengestellt und in die Konzentrationslager Ravensbrück und Buchenwald überstellt. Zurück blieben Alte und Kranke sowie Kinder, die in der Nacht vom 2./3. August 1944 (die sog. “Liquidierung des Zigeunerlagers”) in den Gaskammern ermordet wurden. Franz Rosenbachs kam zunächst ins KZ Buchenwald, nach einigen Wochen in das Konzentrationslager Mittelbau-Dora …
Nach dem Krieg ging er, zunächst in der Hoffnung seine Mutter zu finden, nach Groß Siegharts zurück; seit den 1950er Jahren lebt er in Nürnberg.
Franz Rosenbach ist Gründungsmitglied des Verbandes Deutscher Sinti und Roma Landesverband Bayern, in dem er viele Jahre lang aktiv mitarbeitetw.
2005 gab die Bayrische Landeszentrale für politische Bildung seine Erinnerungen unter dem Titel “Der Tod war mein ständiger Begleiter” heraus.
Nachtrag:
Am 7. Okt. 2012 verstarb Franz Rosenbach im Alter von 85 Jahren in Nürnberg.