25. September 2016: Feierliche Einweihung des neuen Historischen Lernortes
Die Architektur des neuen Gebäudes erinnert an die Arbeit, die die jungen Menschen im Laufe der letzten Jahre leisteten. Sie haben den Waldboden, der die Spuren der Geschichte verdecken sollte, wieder angehoben. Das schräge Dach wird wie ein Waldboden bepflanzt werden.
Die Eröffnung des neuen Gebäudes fand an einem wunderschönen Herbsttag statt. Ca. 500 Menschen waren gekommen, um an der feierlichen Zeremonie teilzunehmen. Angehörige der Überlebenden des Walldorfer Lagers waren aus Israel, den USA und aus Deutschland gekommen; ebenso zahlreiche junge Menschen, die die Kellerräume der ehemaligen KZ Außenstelle mit ausgegraben hatten. Heutige Oberstufenschülerinnen und –schüler hatten sich intensiv auf diesen Tag vorbereitet. Es kamen Vertreter unserer Hauptsponsoren, es kamen Holocaustüberlebende der Rhein-Main-Region und es kamen viel Einwohner von Mörfelden-Walldorf, von Frankfurt und vieler umliegender Städte und Gemeinden. Das große Interesse war überwältigend. Die Margit-Horváth-Stiftung dankt Allen, die zum Gelingen dieses Werkes beigetragen haben.
Zur Einstimmung spielt die Gruppe “Klezmers Techter.”Freigelegte Kellerräume, in denen die KZ Häftlinge 1944 geprügelt wurden.
Das Gebäude ist ein neuer historischer Lernort für die Region. Die freigelegten Kellerräume, die nun eingehaust sind, sind ein Ort der Mahnung und des Gedenkens.
Die Zwischendecke, die teilweise darüber eingezogen wurde, bietet Raum für die zukünftige Arbeit mit jungen Menschen. Das übergeordnete Thema dieser Seminare wird stets lauten: “Wie kann es passieren, dass eine Mehrheitsgesellschaft eine Minderheit diskriminiert, ausgrenzt und verfolgt?” Neben der Geschichte des Nationalsozialismus sollen stets auch Beispiele aus der Gegenwart thematisiert und analysiert werden. Und dabei stellt sich letztlich immer wieder die Frage nach unserer gesellschaftlichen Verantwortung heute.
Schüler der Ricarda-Huch-Schule Dreieich stellen Szenen zur Geschichte der KZ Außenstelle Walldorf.Staatsminister Axel Wintermeyer spricht als Repräsentant der Flughafenstiftung und des Landes Hessen im Dialog mit Kevin Peters, Enkel einer Überlebenden des Walldorfer Lagers. Kevin beteiligte sich 2009 drei Wochen an den Ausgabungsarbeiten der Kellerräume.Mike Josef, Baudezernent und Repräsentant der Stadt Frankfurt, und Martina Janssen, 2005 eine der Teamerinnen des ersten International work and study camps der MH-Stiftung.Michael Müller, Vorstandsmitglied der Fraport AG, im Gespräch mit Tal Segev, Enkelin einer Überlebenden des Walldorfer Lagers. Tal nahm 2005 am dreiwöchigen Internationa work and study camp teil (cw).Heinz-Peter Becker, Bürgermeister der Stadt Mörfelden-Walldorf, im Gespräch mit Ulrike Holler, Moderatorin stellverretende Kuratoriumsvositzende der MH-Stiftung.Dominik, der 2009 an einem international work and study camp teilnahm, im Gespräch mit einigen Einwohnern aus Mörfelden-Walldorf, die das Bauprojekt besonders gefördert und unterstützt haben. Sie stehen stellvertretend für die breite Unterstützung der Bevölkerung.Margit Horváth (geb. Rácz) ist die Namensgeberin unserer Stiftung. Sie steht stellvertretend für die 1.700 ungarisch-jüdischen Mädchen und jungen Frauen, die 1944 in diesem Lager inhaftiert waren. Indem sie dem städtischen Museum ihr Entschädigungsgeld für die erlittene KZ Haft anbot, gab sie bzw. ihr Sohn den Impuls zur Gründung der Stiftung.Die Oberstufenschülerinnen zeigen eine Szene, über die viele der Überlebenden des Walldorfer Lagers sprachen. Immer wieder wurden sie im Keller geprügelt — z.T. vom Lagerführer, z.T. ordnete er an, dass eine Inhaftierte die andere schlagen musste.Claudia Battistella nahm zweimal an den internationalen work and study camps und damit an den Ausgrabungsarbeiten der Kellerräume teil. Hier ist sie im Gespräch mit Gavriel Dotan. Seine Großmutter hatte der Lagerführer zwingen wollen, andere zu prügeln. Auch Gavriels Mutter, Vera Dotan, war als kleines 13-jähriges Mädchen im Walldorfer Lager inhaftiert.Bill Lowy, Sohn der Überlebenden Szidi Rosenberg, im Gespräch mit Karen Lockeyer, Teilnehmerin des dreiwöchigen internationalen Camps 2009.Mira Segev, Tochter der Überlebenden Goldi Mermelstein, im Gespräch mit dem Walldorfer Martin Kessel, mehrfach Teilnehmer von Bürgerausgrabungen im Keller der KZ Außenstelle.Heinrich Wagner, der Architekt des neuen Gebäudes. Wir danken ihm von ganzem Herzen für die wunderbare Zusammenarbeit voller Menschlichkeit und Inspiration.Die Frankfurter Rabbinerin Elsa Klapheck spricht das Totengebet. Zwischen 40 und 50 ungarische Jüdinnen starben während ihrer KZ-Haft in Walldorf.
Die gesamte Zermonie zur Einweihung desneuen Gebäudes wurde von Marina Pempe, einer früheren Projektteilnehmerin, gefilmt und auf youtube hochgeladen.
Oberstufenschüler der International Strothoff School, des Lichtenberg Gymaniums DA, der Ricarda-Huch-Schule Dreieich, der Bertha-von-Suttner-Schule Mö-Wa und der Lichtenberg-Schule O.-Ramstadt boten allen Besuchern der Veranstaltung Steine an, auf die sie jeweils den Namen und das geburtsdatum einer der ehemaligen Inhaftierten schreiben konnten.Die freigelegten Kellerräume sind nun eingehaust und damit auf Dauer geschützt.
Impressionen von Klára Strompf von der Einweihung und den letzten Vorbereitungen in den beiden Tagen zuvor sehen Sie hier.
Viele Gäste hatten eine Blume mitgebracht und legten sie im Keller zusammen mit dem selbst beschrfteten Stein nieder. Tal Segev beschriftete diesen Stein für ihre Großmutter, die als 15-jähriges Mädchen in dem Walldorfer Lager inhaftiert war. Tal und ihre Schwester Liat haben drei Wochen an den Ausgrabungsarbeiten der Kellerräume teilgenommen; dabei fand sie u.a. diesen Herdring.